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07.04.2008 @ 13:10 Uhr

Hilft viel, wirklich viel?

„Viel, hilft viel.“, sagt eine oft zitierte alte Bauernregel. Lassen sich aber solche gutgemeinten, pauschalen Regeln auch auf den Sport und das eigene Training übertragen? Welche Auswirkungen hätte diese Regel auf den Kraft- und Ausdauersport?

Bei einem genauen Blick auf die momentane Fitness- und Sportlandschaft, haben solche Statements einen gewissen negativen Beigeschmack.

Beim Krafttraining wird leider mancherorts noch immer ohne Kopf und Verstand trainiert. In einigen Studios wird an Betreuung gespart. Das Training guckt sich der Fitnessneuling dann von anderen ab. „Wer mehr Scheiben beim Training stemmt, muss wohl Recht haben. Viel, hilft ja auch viel“, denkt der Neuling und kopiert jegliche Trainingsmethode ohne Reflexion. Die Quittung hierfür folgt meist später.

Die Sportwissenschaft hat dabei bereits schon anderslautende Empfehlungen geliefert. Zahlreiche Autoren deuten an, dass ein sanftes Krafttraining auch zu Erfolgen führen kann (vgl. u.a. Boeckh, Behrens- Buskies), ohne dabei die Gesundheit zu gefährden. Gerade zu Beginn des Trainings sind Anpassungen eher koordinativer Natur, daher sollte behutsam und ohne intensive Belastungen trainiert werden. Hinzu käme dann ein Minimum an orthopädischer Belastung und Verletzungsgefahr.

Beim Ausdauersport verhält es sich nicht anders. Statements wie: „Einen Marathon muss jeder mal gelaufen sein.... ist ja auch gesund!“ und gewisse Medienberichte, die dem Unerfahrenen suggerieren wollen, dass sportliche Extremleistungen - wie z.B. ein Marathon (und das ist er) - mit einem Mindestmass an Vorbereitung zu absolvieren sind, tragen zu diesem negativen Beigeschmack bei.

Ausdauerlangzeitbelastungen können vermehrt Stresshormone im Blut ansteigen lassen (vgl. Euler, Galbo, Lehmann, Weicker). Auch noch mehrere Tage nach solchen Ereignissen ist die Infektanfälligkeit deutlich erhöht (sog. „open window“ Effekt). Wenige Autoren deuten an, dass bei zusätzlich hoher Belastung der Zelltod von roten Blutkörperchen gefördert werden kann. Ab und an treten leider auch tödliche Zwischenfälle durch verschleppte Infekte, nicht abgeprüfte Defekte oder unzureichende Vorbereitung auf.

Jemand prägte einmal den Satz: „Die Marathon - Vorbereitung ist das beste, was man seiner Gesundheit zumuten kann. Der Marathonlauf an sich, macht aber alles wieder kaputt.“

Obschon wahrscheinlich die Vorbereitung auf einen Marathonlauf bei den meisten Läufern im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten - prozentual betrachtet - besser ausfällt, bleiben wiederkehrende Zwischenfälle in negativer Erinnerung. Handelt es sich um Einzelfälle oder ggf. um vermeidbare Ereignisse?

Ein anderes Sprichwort sagt, dass der Unterschied zwischen Gift und Medikament mit der Dosierung zusammenhängt. Auf den Sport und das eigene Training übertragen hieße das, dass Trainingsziele wohl überlegt gesteckt und hinsichtlich Sinn und Zweck hinterfragt werden sollten. Nicht jeder muss und kann einen Marathon laufen!

Einige Autoren fanden heraus, dass es ein Idealmaß für einen Wochenenergieverbrauch gibt. Dieser liegt bei etwa 1500 – 2000 kcal. Dies entspräche z.B. ca. 2 bis 3 Stunden Joggen pro Woche. Eine weitere Erhöhung des Energieverbrauchs führt laut dieser Autoren zu keiner zusätzlichen Reduktion von Gesundheitsrisiken (vgl. Paffenberger, Leon). Sportliche Betätigung hat somit einen Optimalwert. Viel, hilft also nicht viel, sondern zuviel schadet höchstens.

Es geht hier nicht darum, leistungsorientierte Trainingsziele zu verteufeln oder um Angst zu verbreiten – ganz und gar nicht. Es geht vielmehr um eine Sensibilisierung für das eigene Training und für die sich selbst gesteckten Trainingsziele.

Generell gilt, dass vor Aufnahme eines regelmäßigen Trainings der behandelnde Arzt konsultiert und evtl. Kontraindikationen abgeklärt werden sollten. Ebenso sollte ggf. der Rat eines erfahrenen Trainers gesucht werden, damit ein Training individuell und optimal durchgeführt werden kann.

Viele Personaltrainer, Sportmediziner und Sportwissenschaftler bieten eine vorbereitende Leistungsdiagnostik an. So könnte man auf ein Trainingsziel oder einen Lauf optimal hintrainieren, ohne dabei den Focus auf die eigene Gesundheit zu verlieren.

Ich wünsche allen viel Erfolg bei Ihren sportlichen Zielen und vor allem gute Gesundheit für 2008!
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